Modellregion Osnabrück
Häusliche Gewalt
Landkreis und Stadt Osnabrück sind ein Modellstandort im landesweiten Projekt „Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachen“, um beispielhaft aufzuzeigen, wie das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau umgesetzt wird und was hierzu noch erforderlich ist. Das Übereinkommen wurde 1979 getroffen und von Deutschland im Jahr 1985 ratifiziert. Die Umsetzung ist für Bund und Länder verpflichtend. Im Juni 2018 wurde in Osnabrück mit der Auftaktveranstaltung ein wichtiges Thema vor Ort und für ganz Niedersachsen stärker in den Blick genommen. Es geht um „Häusliche Gewalt“, d.h., um körperliche, sexuelle, psychische und wirtschaftliche Gewalt bzw. Gewalttaten zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammenleben. Ein Themenfeld, das auch die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten tagtäglich berührt.
Projektjahr 2024
Ein Zeichen gegen Gewalt
Seit etwa einem Jahr nun steht das von der Künstlerin Irène Mélix entworfene Mahnmal gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide auf dem Willy-Brandt-Platz in Osnabrück und weist so auf das Thema hin. Es stellt die Handabfolge für das "signal for help" dar.
Dieses Handzeichen zeigt an, dass die Person, die es macht, Hilfe und Unterstützung benötigt. Das Mahnmal stellt somit einen Aufruf für alle Menschen in Osnabrück zum Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt dar und soll dazu ermutigen hinzusehen.
Um das Zeichen im lokalen Kontext noch stärker im Bewusstsein zu verankern, hat das Gleichstellungsbüro der Stadt mit Hilfe von Fördergeldern einen Clip zum Thema in Auftrag gegeben. Dieser Clip wurde durch Lutz Winkler umgesetzt und ist ab dem 14. November für zwei Wochen vor jeder Filmvorstellung mit FSK 12 im Cinema Arthouse zu sehen. Dies ist unter anderem einer der Beiträge des Gleichstellungsbüros der Stadt Osnabrück zu den
Antigewaltwochen in November.
Der Clip richtet sich an alle Menschen in Osnabrück im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt aktiv zu werden. Um einen Querschnitt der Bevölkerung anzusprechen, fiel die Wahl bewusst auf die Darstellung in Kinos.
Weitere Informationen erteilt die Gleichstellungsbeauftragte Patricia Heller, Stadt Osnabrück, Telefon: 0541-323-4441, E-Mail: heller@osnabrueck.de. Hier finden Sie den Sachbericht.
Projektjahr 2023
Mahnmal gegen geschlechtsspezifische Gewalt
Gewalt an Frauen ist ein strukturelles gesamtgesellschaftliches Problem, das in der Quantität eine hohe Stabilität aufweist. Trotz bereits langjähriger Bemühungen, gegen geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen, stellt sich diese als stabil und gleichbleibend hoch dar. Es zeigt sich, dass im Jahr 2022 die Anzahl Fälle von Häuslicher Gewalt im Vergleich zum Vorjahr um 9,3% gestiegen ist. Dieser bundesweite Trend ist auch in der Region Osnabrück zu beobachten: So sind laut polizeilicher Kriminalstatistik die Fälle von 1365 in 2021 auf 1452 Fälle in 2022 gestiegen.
Um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen, initiierte die Modellregion Osnabrück ein Mahnmal gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femiziden in Osnabrück. Das Mahnmal soll geschlechtsspezifischer Gewalt explizit und dauerhaft im Stadtzentrum auf dem Willy-Brandt-Platz abbilden und hierfür sensibilisieren, dabei jedoch weder re-traumatisierend wirken, noch Frauen und nicht-binäre Personen durch zusätzliche Verunsicherung weiter aus dem öffentlichen Raum verdrängen.
Des Weiteren wurde das Mahnmal durch eine Info-Tafel ergänzt um auf diese Weise den Informationsgehalt zu erhöhen. Die Info-Tafel ist dabei bewusst in einfacher Sprache gehalten, um alle Zielgruppen anzusprechen. Zudem ist auf der Info-Tafel ein QR-Code abgebildet, der zu der lokalen Seite mit weiterführenden Informationen sowie Unterstützungsangeboten leitet.
Zentrale Idee des Mahnmals ist das Handzeichen gegen häusliche/geschlechtsspezifische Gewalt, das im April 2020 von der Canadian Women’s Foundation im Kontext der CORONA Pandemie ausgerufen wurde, von dem Women’s Funding Network (WFN) übernommen und seitdem weltweit verbreitet und verwendet wird. Es besteht aus drei hintereinander folgenden Gesten: Die flache Hand, den eingeklappten Daumen und die anderen Finger, die sich über den Daumen legen. Im letzten Schritt ergibt die Hand damit auch eine Art Faust, die aktivieren und Widerstand und Solidarität symbolisieren soll.
Projektjahr 2022
Film zum Aktionstag One Billion Rising
Im Sommer 2022 haben die Gleichstellungsbüros von Stadt und Landkreis Osnabrück dazu aufgerufen, sich am Video-Clip zum Aktionstag ONE BILLION RISING zu beteiligen. One Billion Rising (OBR) (englisch für Eine Milliarde erhebt sich) ist eine weltweite Kampagne für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung.
Viele engagierte Personen in Stadt und Landkreis Osnabrück sind diesem Aufruf gefolgt und haben sich gemeinsam gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen* erhoben. Sie haben sich im Tanz mit allen Betroffenen solidarisiert. Der für den Film verwendete Song „Break the Chain“ von Tena Clark wurde inzwischen in viele Sprachen übersetzt und ist zu einer Art Hymne für die Kampagne ONE BILLION RISING geworden. Entstanden ist ein einzigartiges Video, das ein Osnabrücker Zeichen gegen Gewalt setzt. Um das tolle Ergebnis gebührend zu feiern, luden die Gleichstellungsbeauftragten alle Beteiligten und Interessierten zu einem Release-Abend im frauenORT Cilli-Maria Kroneck-Salis in Osnabrück-Bad Iburg ein.
Neben der Filmpremiere hat Ulrike Kroneck vom Leben und Wirken ihrer Mutter, Cilli-Maria Kroneck-Salis – eine der Mitbegründerinnen des Autonomen Frauenhauses Osnabrück – berichtet. Möglichkeit für Austausch und Vernetzung in gemütlicher Atmosphäre bot ein anschließender Imbiss.
Hier finden Sie die Einladung zum Release-Abend des Video-Clips.
Projektjahr 2018
Film zur "Netzwerkarbeit häusliche Gewalt – Osnabrücker Modell"
Bereits seit 2015 existiert in der Region Osnabrück ein fest institutionalisiertes Fallmanagement für Hochrisikofälle von häuslicher Gewalt. Mit der Gefährdungsanalyse, die im Rahmen von Fallkonferenzen durchgeführt wird, wurde Osnabrück im Jahr 2018 zur landesweiten Modellregion im Projekt „Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachsen“.
Im Rahmen dieses Projekts haben die Gleichstellungsbüros aus Stadt und Landkreis Osnabrück einen Film über das Osnabrücker Modell der Fallkonferenzen produzieren lassen. Der Film zeigt auf, wie die Netzwerkarbeit im Bereich häusliche Gewalt in der Region Osnabrück erfolgreich umgesetzt wird. Er dient damit auch als Anregung für andere Regionen, die ein Fallmanagement zur Erkennung von Hochrisikofällen und Verhinderung von Femiziden institutionalisieren wollen.
Folgeveranstaltungen
In Osnabrück wurden im November zwei Workshops zum Thema Häusliche Gewalt durchgeführt, bei denen es besonders um Prävention und Sensibilisierung ging. Die erste Veranstaltung wurde gemeinsam mit der Osnabrücker Täterberatungsstelle konzipiert und umgesetzt.
Es wurde „Die Entwicklung der Täterarbeit Häusliche Gewalt in Niedersachsen“ durch einen Vortrag von Klaus Eggerding, Geschäftsführer Männerbüro Hannover e.V. in den Mittelpunkt gestellt. Die Teilnehmenden konnten feststellen, dass ein Blick auf die Historie und Entwicklung viele Impulse für die Gegenwart der Täterarbeit bieten kann. Danach wurde in einer aktiven Phase an zwei Themen gearbeitet.
- Workshop 1: Einblick in die Praxis der Täterarbeit Hans Ludger, Diplom-Pädagoge, Anti-Aggressivitäts-Trainer®, Diakonie Osnabrück Stadt und Land gGmbH, Fachzentrum Faust
- Workshop 2: Bekämpfung häuslicher Gewalt geht nicht ohne Täterarbeit, Andrea Gebbe, Sozialarbeiterin/-pädagogin, Deeskalationstrainerin GAV, Diakonie Osnabrück Stadt und Land gGmbH, Fachzentrum Faust
Auftaktveranstaltung
Landkreis und Stadt Osnabrück sind ein Modellstandort im landesweiten Projekt „Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachen“, um beispielhaft aufzuzeigen, wie das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau umgesetzt wird und was hierzu noch erforderlich ist. Das Übereinkommen wurde 1979 getroffen und von Deutschland im Jahr 1985 ratifiziert. Die Umsetzung ist für Bund und Länder verpflichtend. Im Juni 2018 wurde in Osnabrück mit der Auftaktveranstaltung ein wichtiges Thema vor Ort und für ganz Niedersachsen stärker in den Blick genommen. Es geht um „Häusliche Gewalt“, d.h., um körperliche, sexuelle, psychische und wirtschaftliche Gewalt bzw. Gewalttaten zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammenleben. Ein Themenfeld, das auch die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten tagtäglich berührt. Für die Auftaktveranstaltung wurden sowohl lokale Akteurinnen und Akteure als auch das Niedersächsische Sozial- sowie das Innenministerium und die wissenschaftliche Ebene eingeladen.
„Es geht darum, den betroffenen Frauen Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen und die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, gleichzeitig aber auch die vorhandenen Hilfsangebote präsenter und optimaler zu gestalten“, erläuterte Monika Schulte, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Osnabrück. In Stadt und Landkreis Osnabrück gab es in 2016 und 2017 jeweils mehr als 1.100 registrierte Fälle von häuslicher Gewalt, zudem wurden im vergangenen Jahr in ganz Deutschland mehr als 4.000 Kinder schwer misshandelt.
Wie ein vorbildliches Fallmanagement funktionieren kann, um Hochrisikofälle von häuslicher Gewalt zu erkennen, stellten Monika Holtkamp vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Osnabrück und Kornelia Krieger von der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt vor. „Mit dem Fallmanagement sind Stadt und Landkreis Osnabrück vergleichsweise schon sehr gut aufgestellt, daher fordern wir dieses flächendeckend für ganz Niedersachsen“, so Katja Weber-Khan, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Osnabrück.
Silke Gardlo von Gleichberechtigung und Vernetzung aus Hannover erläuterte das Projekt „Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachen“, welches gemeinsam vom Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbüros in Niedersachsen, dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie von Gleichberechtigung und Vernetzung e. V. entwickelt und durchgeführt wird.
Andrea Frenzel-Heiduk, Leiterin des Referats Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Niedersächsischen Sozialministerium, berichtete, dass die Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey mehr finanzielle Absicherung auch für ambulante Hilfs- und Betreuungseinrichtungen zugesagt hat und die Einrichtung eines runden Tisches plant. Es gehe darum, Frauen dauerhaft aus Gewaltsituationen zu befreien.
Der Polizeipräsident der Polizeidirektion Osnabrück, Bernhard Witthaut überbrachte das Grußwort des Niedersächsischen Innenministers Boris Pistorius. Zudem verdeutlichte er, dass die Einrichtung des Managements Hochrisikofälle aus seiner Sicht bereits dann schon erfolgreich eingesetzt ist, wenn auch nur ein Frauenleben dadurch gerettet werden kann.
Prof. Dr. Konstanze Plett von der Universität Bremen und Dr. Sabine Bohne, Universität Osnabrück, informierten über CEDAW und geschlechtsspezifische Gewalt als gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Denn häusliche Gewalt ist nicht Privatsache, sondern trifft mit seinen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen auch die gesamte Gesellschaft.
Dokumentation und Downloads
Kontakt zur Modellregion Osnabrück
Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Osnabrück
Am Schölerberg 1
49082 Osnabrück
Telefon (0541) 501-3055
gleichstellung@landkreis-osnabrueck.de
www.landkreis-osnabrueck.de
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Osnabrück
Referat Chancengleichheit
Bierstraße 29/31
49074 Osnabrück
Telefon (0541) 323-4441
gleichstellungsbuero@osnabrueck.de
www.osnabrueck.de/verwaltung/gleichstellungsbuero